Wenn die nächtlichen Temperaturen allmählich unter die Null-Grad-Grenze zu sinken drohen, ist die Zeit gekommen, seine Kübelpflanzen auf die Überwinterung vorzubereiten. Was dabei zu beachten ist und warum man selbst winterharte Kübelpflanzen auf die frostigen Temperaturen vorbereiten sollte, erklärt unser Pflanzenexperte Volker.
Viele exotische oder mediterrane Pflanzen, die in deutschen Gärten oder auf deutschen Balkonen stehen, sind häufig nicht winterhart. So würden sie eigentlich, würden sie in einem anderen, wärmeren Land wachsen, mehrere Jahre leben; doch um die kalten Minusgrade des deutschen Winters zu überleben, sind ihre empfindlichen Wurzeln nicht robust genug. Als sonnenverliebte und wärmeverwöhnte Exoten brauchen sie deshalb besondere Bedingungen, um die dunklen Monate zu überstehen.
Kübelpflanzen überwintern - wichtig für frostempfindliche Pflanzen
Zu den nicht-winterharten, mehrjährigen Pflanzen, die häufig in Kübeln oder Töpfen kultiviert werden, zählen beispielsweise verschiedene Hibiskus-Arten der Tropen und Subtropen, einige mediterrane Kräuter, Geranien, Dattelpalmen, Zitrusgewächse, Fuchsien, Wandelröschen, Lorbeerpflanzen oder Akazien. Der richtige Zeitpunkt, die frostempfindlichen Gewächse zu überwintern, ist gekommen, wenn die nächtlichen Temperaturen die 5-Grad-Marke knacken und die Gefahr von Nachtfrösten droht.
Doch wie kann man die nicht-winterharten Kübelpflanzen sicher überwintern? „Wichtig ist ein heller, trockener und frostfreier Raum“, sagt Pflanzenexperte Volker. Ein kühler Wintergarten oder ein frostfreies Gewächshaus bieten die optimalen Bedingungen für die Überwinterung. Aber auch Treppenhäuser, Garagen oder Kellerräume mit Fenstern eignen sich für die Pflanzen. Die meisten Pflanzen können bei einer Temperatur von 5 bis 10 Grad optimal überwintern. Einige Pflanzen wie Akazien oder Fuchsien können auch geringere Temperaturen von bis zu 3 Grad aushalten, wärmebedürftigere Pflanzen wie die Zwergdattelpalme oder der Kaffeestrauch lassen sich wiederum bei Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad aufbewahren.
Fuchsien können auch in einem sehr kühlen und dunkleren Raum überwintert werden
„Grundsätzlich sollte man bei der Lagerung aber berücksichtigen, dass der Raum nicht zu warm sein darf“, rät Volker. Denn im Wohnzimmer bei kuscheligen 23 Grad fühlt sich auch die wärmebedürftige Zwergdattelpalme nicht mehr wohl. „Das Problem liegt darin, dass den Pflanzen während der dunklen Jahreszeit viel zu wenig Sonnenlicht zur Verfügung steht“, erklärt Volker, „die Pflanze, die hinter einer Glasscheibe steht, bekommt deutlich weniger Licht als im Sommer, wenn sie draußen auf der Terrasse steht. Ist es aber im Raum gleichzeitig zu warm, kommt es zu einem Stoffwechselproblem bei der Pflanze: Während die warmen Temperaturen den Stoffwechsel ankurbeln, können durch den Mangel an Licht keine neuen Reservestoffe für ein gesundes Wachstum gebildet werden.“
Die Pflanze ist aufgrund dieser ambivalenten Signale verwirrt: Herrscht nun Ruhemodus oder Wachstumsphase? Die Folge dieser Stoffwechselirritation nennt sich Vergeilung. „Dabei bildet die Pflanze lange, dünne Triebe mit kleinen Blättern aus, die anfälliger für Krankheiten sind“, erläutert Volker. Am besten schneidet man diese dünnen Triebe ab und versucht, die Temperatur im Raum zu senken. Denn je kühler der Raum ist, desto weniger Licht benötigen die Pflanzen.
Bevor die Topfpflanze ihr neues Winterquartier beziehen kann, sollte man sie jedoch schon darauf vorbereiten. Das bedeutet, dass man das Düngen ab Ende August langsam einstellt. Einige Wochen vor der Umsiedelung sollte auch sparsamer gegossen werden. Die Pflanze soll sich so auf den kommenden Winterschlaf einstellen.
„Das Wichtigste ist aber das Überprüfen der Pflanze auf Schädlinge wie Schild-, Woll- oder Blattläuse oder Spinnmilben“, ergänzt Volker. Da sich die kleinen Tierchen gerne an den Unterseiten der Blätter oder zwischen den Zweigen verstecken, ist eine sorgfältige Kontrolle unabdingbar. Denn stehen im Winterquartier einige befallene Pflanzen, kann man im Frühjahr eine böse Überraschung erleben: „Die zarten Frühjahrstriebe sind dann von Beginn an mit Schädlingen übersät und wachsen trotz wärmender Frühjahrssonne nur noch kümmerlich“, erklärt Volker, „deshalb sollte man die befallene Pflanzen gegen die Schädlinge behandeln, solange die Temperaturen noch über 15°C liegen und die Mittel so ihre optimale Wirkung entfalten können. Einzelne befallenen Blätter oder Triebspitzen kann man auch abpflücken oder abschneiden“.
Allein aus Platzgründen kann es ratsam sein, die Balkonpflanzen oder Hochstämmchen auf ungefähr ein Drittel des Sommervolumens zurückzuschneiden. „So benötigen die Pflanzen weniger Raum, Wasser und werfen auch nicht so viel Laub im Überwinterungsquartier ab“, fügt der Pflanzenexperte hinzu.
Wandelröschen sind nicht winterhart, lassen sich aber drinnen im Topf überwintern
Auch während der Überwinterung sollte man die Pflanzen regelmäßig kontrollieren. Pilzkrankheiten kann man beispielsweise vorbeugen, indem man heruntergefallene Blätter aufsammelt und abgestorbene Pflanzenteile entfernt. Zudem sollte man das Gießen nicht vergessen. Zwar brauchen die Pflanzen während des Ruhemodus kaum Wasser, doch austrocknen sollten die Wurzelballen auch nicht, da die Pflanzen sonst verdursten. „Am besten lässt man die Erde ruhig antrocknen, bevor man wieder zur Gießkanne greift“, rät Volker. Bei den meisten Pflanzen reicht ein bis alle zwei Wochen ein wenig Wasser aus. Generell gilt: Lieber etwas zu trocken als zu feucht.
Verliert die Pflanze während der Überwinterung ihre Blätter, liegt das meistens nicht daran, dass die Pflanze zu wenig Wasser, sondern zu wenig Licht bekommt. „Viele Pflanzen können auch eine Zeit dunkel überwintern, wenn die Temperaturen bei fünf bis maximal 8 Grad liegen, sodass sie nicht austreiben und nur wenig Reservestoffe aufbrauchen“, so Pflanzenprofi Volker. Kleinere Exemplare immergrüner Pflanzen kann man in den ersten warmen Wochen des Frühjahres auch schon mal tagsüber ans Licht stellen – natürlich darf man nicht vergessen, sie gegen Abend rechtzeitig wieder reinzubringen.
Wenn kein geeigneter Überwinterungsplatz zur Verfügung steht, kann man wertvolle oder ans Herz gewachsene Pflanzen auch zu Profi-Gärtnern bringen, die einen Überwinterungsservice anbieten.
Einige Knollenpflanzen wie Dahlien oder Begonien, die im Kübel gepflanzt worden sind, können einfach bis zum Boden zurückgeschnitten und in einen dunklen, trockenen und kühlen Raum gestellt werden. Den Kübel kann man dann im Frühjahr wieder nach draußen auf den Balkon oder die Terrasse stellen. Wer die Kübel für die Herbstbepflanzung nutzen möchte, kann die Knollen der Dahlien und Begonien auch einfach ausbuddeln und in einer Kiste im Keller bis zum Frühjahr einlagern. Dabei sollten die Knollen schön trocken sein, damit sich kein Schimmel bildet.
Im Gegensatz zu den nicht-winterharten Pflanzen können die winterharten Kübelpflanzen draußen überwintert werden. Zu den winterharten Pflanzen zählen Stauden wie die Herbst-Anemonen, die Pfingstrose oder der Stauden-Lavendel ‚Hidcote Blue‘. Diese machen daher auch eine besonders schöne Figur im Staudenbeet. Daneben können heimische wie auch mediterrane Kräuter winterhart sein. Dazu gehören beispielsweise Minze, Schnittlauch, Petersilie, Olivenkraut oder verschiedene Salbei- und Thymiansorten.
Auch Buchsbaum, Purpurglöckchen, Kriechender Günsel, Rhododendron, Rosen, Beerensträucher wie Himbeeren, Brombeeren oder Stachelbeeren oder Obstbäume wie die Balkon-Pfirsichbäume ‚Fruit Me®‘ oder die Mandelpflanze ‚Nut Me® Almond‘ sind winterhart. Sie während des Winters draußen aufzubewahren, ist daher kein Problem. Gerade für Haushalte, die keinen idealen Überwinterungsort für nicht-winterharte Pflanzen anbieten können, sind solche winterharten Stauden daher ideal.
Einige winterharte Pflanzen wie Purpurglöckchen, Knospenheide oder Kriechender Günsel gehören zu den immergrünen Stauden. Sie geben daher auch im Winter ein besonders schönes Bild ab und sorgen für ein wenig farbliche Abwechslung auf dem Balkon oder im Gartenbeet. Andere winterharte Pflanzen wie Lavendel oder Rosen verblühen spätestens im Oktober und sehen dementsprechend etwas kläglich aus. Daher ist es immer schön im Garten eine schöne Mischung aus immergrünen Stauden und laubabwerfenden Pflanzen zu haben. So hat man das ganze Jahr über Farbe in seinem Garten oder auf seinem Balkon.
Hat man winterharte Stauden in Kübel oder Töpfe gepflanzt, sind sie allerdings stärker gefährdet. Denn ihre frostempfindlichen Wurzeln sind nicht tief genug in einem Gartenboden verwurzelt, um vor langanhaltendem Frost geschützt zu sein. Daher muss man auch die winterharten Topfpflanzen auf die kalte Jahreszeit vorbereiten.
Purpurglöckchen sind winterharte Stauden
Der ideale Standort für Kübelpflanzen im Winter ist an einer vor dauerhaftem Regen geschützten Stelle, die zwar hell, aber nicht zu sonnig ist. „Gerade die große Differenz zwischen bitterkalten Nächten und sonnigen Stunden tagsüber macht den Pflanzen zu schaffen“, erklärt unser Pflanzenexperte Volker, „solche Perioden ohne schützende Schneedecke treten meistens zu Jahresbeginn auf und werden als Kahlfrost bezeichnet. Sie verursachen häufig ernsthafte Schäden an immergrünen Gehölzen und Stauden.“ Idealerweise stellt man die Pflanzen relativ dicht nebeneinander an eine windgeschützte Hecke oder Hauswand. So profitieren die Pflanzen von der Wärme, die vom Haus ausgeht und sie sind zusätzlich vor eisigen Winterwinden geschützt.
Um die Wurzeln im Kübel vor dem eisigen Frost zu schützen, kann man auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen. Zunächst sollte man überprüfen, ob das Wasser aus dem Topf gut ablaufen kann. Verstopfte Abzugslöcher sollten freigelegt werden, damit keine Staunässe entstehen kann. Den Kübel kann man nun mit Vlies, Noppenfolie oder Jute umwickeln, um so die Kälte abzuhalten. „Man kann die Kübel auch in eine große Holzkiste stellen, die mit Laub gefüllt ist“, schlägt Volker vor.
Die Wurzelballen können mit Laub, Erde oder Reisigzweigen bedeckt werden, um sie zu schützen. Wenn man einen Garten hat, kann man die Kübelpflanzen auch mit dem Kübel in die Erde setzen und im Frühjahr wieder ausgraben. Bei besonders langanhaltendem Frost sollten empfindliche Pflanzen wie Rosen besonders geschützt werden, indem man nicht nur die Wurzelballen bedeckt, sondern auch die Triebe mit wärmedämmendem und luftdurchlässigem Material umwickelt.
Während der Überwinterung brauchen die Kübelpflanzen nur wenig Aufmerksamkeit. Lediglich das Gießen sollte man nicht vergessen. Ähnlich wie bei den nicht-winterharten Kübelpflanzen im Winterquartier ist es ausreichend, ein bis alle zwei Wochen zu wässern. Dabei sollte man darauf achten, dass man nur bei milden Temperaturen gießt, damit die Wurzeln der Pflanze nicht einfrieren. Aus dem gleichen Grund sollte man die Pflanzen auch nur mit geringen Wassermengen versorgen. Denn wenn zu viel Feuchtigkeit im Topf verbleibt und es wieder zu frieren beginnt, können die Wurzeln ebenfalls einfrieren.
Sobald die Temperaturen überwiegend im Plusbereich liegen, können die wärmedämmende Materialien wie Jute oder Vlies wieder entfernt werden, damit es unter der kuschelig warmen Abdeckung nicht zu Fäulnis kommt. Die Blätter der Pflanzen brauchen jetzt wieder Licht und Luft für frisches Wachstum, sodass sie einige Monate später wieder in voller Pracht erblühen.
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