Der Vorgang der Keimung markiert den Anfang der Entwicklung einer Samenpflanze. Das Pflanzenwachstum beginnt mit dem Wurzelaustritt aus dem pflanzlichen Embryo und endet mit der vollständigen Ausbildung des Keimlings.
Für eine Keimung sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich. Das Vorhandensein von Wasser, Wärme und Sauerstoff ist für jeden Keimungsprozess unabdingbar. Licht braucht es nicht für jede Keimung. Die relative Trockenheit eines Samenkorns sichert dessen Lagerfähigkeit. Durch Zugabe von Wasser beginnt das Saatgut zu quellen. Der Keimungsprozess wird in Gang gesetzt. Eine angemessene Umgebungstemperatur - Wärme - ermöglicht dem Keimling Wachstum und Überleben. Kein Leben ohne Sauerstoff - dieser Grundsatz gilt auch in der Pflanzenwelt. Sauerstoff wird benötigt, um den Stoffwechsel der Pflanze zu bewirken.
Die Keimung des Saatgutes erfolgt, wenn Keimfähigkeit besteht. Als keimfähig gilt Samen, der alle Anlagen besitzt, um einen Keimling auszubilden. Die Qualität des Saatgutes quantifiziert die Anzahl der keimfähigen Samen.
Ein Pflanzenembryo - der Keimling - wird von einer Samenschale umschlossen und besteht aus vier Teilen:
Keimstängel
Keimblatt
Keimwurzel
Keimknospe
Als Keimstängel wird das Pflanzenteil bezeichnet, das sich später zur Sprossachse entwickelt und die Wurzel der Pflanze mit den Blättern verbindet. Die Anzahl der Keimblätter ist nicht fix. Je nach Art können sich ein Keimblatt oder mehrere Keimblätter ausbilden. Die Keimwurzel ist der Pflanzenteil, der als erstes die Samenschale verlässt. Die Keimknospe enthält die Anlagen für die späteren Blätter.
Der Ablauf des Keimungsprozesses erfolgt in mehreren Schritten. In der Regel beginnt unmittelbar nach dem Durchbruch der Keimwurzel durch die Samenschale das Wurzelwachstum. Es ist Voraussetzung für das Verankern der Pflanze im Boden und die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Anschließend beginnt die Entwicklung des Keimstängels bis zur vollständigen Ausbildung der Sprossachse. Es gibt jedoch auch Pflanzen, bei denen zunächst die Wurzel und dann der Spross entwickelt wird. Die vollständige Ausbildung der Sprossachse verleiht der Pflanze Standsicherheit und dient als Transportweg für Wasser und Nährstoffe. In ihrem Innern werden Reservestoffe - wie beispielsweise Stärke - gelagert. Keimblätter entwickeln sich je nach Pflanzenart unterirdisch und alternativ oberirdisch. Sie sterben im späteren Wachstumsverlauf ab. Aus der Keimknospe entwickeln sich die Pflanzenblätter.Im Fall der der unterirdischen Ausbildung von Keimblättern zeigt sich oberhalb der Erde das erste Laubblatt. Dieses ist in der Lage, sich mithilfe des Prozesses der Photosynthese selbst zu ernähren. Wachsen die Keimblätter oberirdisch, weichen sie im späteren Verlauf den Laubblättern. Bis zu diesem Zeitpunkt übernehmen sie die Ernährung des Keimlings.
Samen werden als Lichtkeimer und Dunkelkeimer klassifiziert. Diese Zuordnung definiert den Bedarf an Licht im Rahmen des Keimungsprozesses. Lichtkeimer benötigen zur Keimung Licht. Sie werden bei der Aussaat nicht oder sparsam mit Erde bedeckt und leicht angedrückt. Allen Lichtkeimer-Samen ist ihre zarte Struktur und ihre geringe Größe eigen. Ein typischer Lichtkeimer ist das Basilikum. Dunkelkeimer keimen in Abwesenheit von Licht. Ihre Samen werden in unterschiedlicher Tiefe in der Erde ausgebracht. Zur Gruppe der Dunkelkeimer zählt beispielsweise der Kürbis.
Entscheidend für die Keimung und ein späteres kräftiges Pflanzenwachstum ist der Aussaatzeitpunkt. Dieser ist von der jeweiligen Pflanzenart abhängig. Die Aussaat der Kulturen für das laufende Gartenjahr kann unter geschützten Bedingungen beginnen. Im Frühbeet und Gewächshaus, alternativ auf der Fensterbank, wird das Saatgut in Schalen und Töpfen ausgebracht, feucht gehalten und bei Temperaturen oberhalb von 18 Grad Celsius zum Keimen gebracht. Eine andere Variante ist die Direktsaat. Generell gilt, dass eine direkte Aussaat frostunempfindlicher Samen im Freien möglich ist. Zu diesen gehören beispielsweise die Samenkörner der Petersilie. Anders im Fall des Saatgutes, das gegenüber Frost empfindlich ist. Samen von Tomate, Kürbis und Zucchini dürfen erst nach dem letzten Frost - ab Mitte Mai - im Freiland ausgesät werden. Dieser späte Aussaatzeitpunkt führt im Vergleich zur Anzucht von Jungpflanzen jedoch zu Nachteilen. Blüte und Fruchtbildung erfolgen deutlich später. Die zu erwartenden Erträge fallen geringer aus.