Wenn es im Mai langsam wärmer wird, kann man im Kräutergarten bereits das ein oder andere blühende Kraut entdecken. Vielen Hobbygärtnern stellen sich dann meist diese drei Fragen: Kann ich die Kräuter jetzt noch ernten? Sind die Blüten essbar? Und: Schmecken die überhaupt?
Die Antwort auf diese drei Fragen ist so vielfältig wie die Kräuterwelt. Grundsätzlich kann man schon mal Entwarnung geben: Aus der Kräuterwelt kann man fast alle Blüten von Kräutern verzehren. Kaum eine Kräuterblüte ist wirklich giftig – doch natürlich gibt es auch Ausnahmen. Welche Kräuterblüten man unbedenklich verzehren kann und bei welchen Pflanzen man Vorsicht walten lassen sollte, verraten wir Euch in diesem Artikel.
Viele Kräuter finden seit Jahrhunderten als Heilkräuter Verwendung. Das älteste Zeugnis hierzu ist ein Dokument, ein medizinischer Papyrus aus dem alten Ägypten, in dem unter anderem die Zubereitung von Heilmitteln gegen Verletzungen, Geschwüre oder Empfängnisverhütung beschrieben wird. Viele griechische Philosophen wie Aristoteles, Theophrast oder Dioskurides beschäftigten sich mit der medizinischen Anwendung von Pflanzen. Das erste noch erhaltene Werk aus dem Abendland über Heilpflanzen stammt beispielsweise aus der Feder von Dioskurides.
Auch im Mittelalter nutzen viele Apotheker und Mönche die Kräuter, um Schmerzen zu lindern, Krankheiten zu bekämpfen oder Verletzungen zu heilen. So wurde Salbei gegen Halsschmerzen, Heiserkeit oder starkes Schwitzen eingesetzt; Petersilie wirkt krampflösend bei Menstruationsbeschwerden oder Magenkrämpfen und Bärlauch soll gut für die Verdauung und gegen Bluthochdruck sein. Die Vielzahl an Vitaminen, Mineralstoffen und natürlich die sekundären Pflanzenstoffe, wozu unter anderem die ätherischen Öle, die Gerbstoffe, die Flavonoide oder die Saponine zählen, machen die leckeren Gewürzkräuter also zugleich zu wirksamen Heilkräutern.
Ein guter Erntezeitpunkt für Heilkräuter ist meist kurz vor der Blüte, da in diesem Zeitraum der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist. Häufig stellt sich daher für viele Kräuterliebhaber die Frage, ob die Blüten oder die Blätter während der Blütezeit überhaupt noch zum Verzehr geeignet sind, wenn doch der Gehalt an Wirkstoffen nun höher ist.
Zunächst einmal: Ja, die meisten Kräuter sind weiterhin als Gewürzkräuter verwendbar. Der Geschmack vieler Kräuter ist kurz vor der Blütezeit sogar besonders aromatisch. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen: Petersilie und Waldmeister. Bei beiden Kräutern steigt der Gehalt an bestimmten Wirkstoffen um die Blütezeit herum so stark an, dass bei hoher Dosierung unter gewissen Umständen ungewollte Nebenwirkungen auftreten können.
So kann die krampflösende Petersilie unter bestimmten Bedingungen abtreibend bei Schwangeren wirken. Denn während der Blütezeit ist die Konzentration an Apiol, einem Inhaltsstoff, der für den abtreibenden Effekt verantwortlich ist, besonders hoch. Daher sollten schwangere Frauen während der Petersilienblüte vorsichtshalber auf alle Pflanzenteile wie Blüten, Blätter, Samen oder Stängel verzichten und ihre Speisen lieber mit Schnittlauch, Dill oder Liebstöckel würzen. Beim Waldmeister ist es der Gehalt an Cumarin, der während und nach der Blütezeit sehr stark angestiegen ist, sodass von einem Verzehr abzuraten ist.
Doch wie Paracelsus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einmal bemerkte, macht die Dosis das Gift. Man muss also keine panische Angst entwickeln, wenn man aus Versehen mal ein paar Waldmeister- oder Petersilienblüten gegessen hat – man sollte jedoch in Zukunft auf andere Pflanzen ausweichen, wenn man seine Gerichte gerne mit Kräutern verfeinern möchte.
Als Alternative für Petersilienblüten bieten sich beispielsweise Schnittlauchblüten, Dillblüten oder Borretschblüten an. Daneben gibt es jedoch jede Menge weiterer Kräuter, deren Blüten und Blätter man vor, während und nach der Blütezeit ohne Bedenken verzehren kann. Dazu gehören unter anderem Thymian, Oregano, Basilikum, Majoran, Estragon, Rosmarin, Kapuzinerkresse oder Fenchel. Auch Borretschblüten können gegessen werden, allerdings sollte man nach neueren Erkenntnissen der TU Braunschweig auf die Blätter des Borretschs lieber verzichten und auch nicht zu viel von den Blüten essen.
Der perfekte Zeitpunkt, um die Blüten zu ernten, ist am Vormittag oder am späten Nachmittag. Während der Mittagshitze sollte man die Blüten lieber nicht pflücken, da sie sonst schnell verwelken. Wichtig bei der Ente der Kräuterblüten ist, darauf zu achten, dass sich keine kleinen Insekten in den Blüten befinden und dass die Blüten von Kräutern stammen, die man kennt. Am besten legt man sich auf seinem Balkon oder in seinem Garten seinen eigenen kleinen Genusskräutergarten an. Hier kann man unbedenklich alle Kräuter anpflanzen, die man für seine Speisen verwenden möchte.
Kommen wir zur letzten und zur wichtigsten Frage: Wie schmecken die Blüten? Meist schmecken die Blüten weniger intensiv als die Blätter – und auch die Blätter verlieren zum Teil ein wenig an Intensität. Viele Hobbygärtner schneiden daher Kräuter wie Basilikum regelmäßig zurück, um Blütezeitpunkt ein wenig hinauszuzögern. Es gibt jedoch gute Gründe, um sich über die Blüten zu freuen:
Wenn die Kräuter allmählich Blüten entwickeln, kann man sich entweder an ihnen erfreuen und zugleich den Bienen eine kleine Nektarquelle zur Verfügung stellen oder ein paar kreative Rezepte mit den Blüten ausprobieren. Doch wie schmecken die Blüten? Und wofür kann man sie verwenden?
Da gibt es zum einen die eher süßlich schmeckenden Blüten wie die des Ananassalbeis, der Erdbeerminze oder des Aztekischen Süßkrauts. Auch die junge Blüte der Rucolapflanze hat eine süße Nuance. Diese Blüten sind ideal für Desserts wie Eis, Mousse au Chocolat, rote Grütze oder für erfrischende Sommercocktails. Auch Zitronenmelisse oder Pfefferminze sind für erfrischende Cocktails die perfekte Ergänzung.
Für deftigere Speisen sind verschiedene Kräuterblüten wie die pfeffrige Blüte der Kapuzinerkresse, die würzige Dillblüte oder die leicht nach Knoblauchwürze schmeckende Bärlauchblüte ideal. Mit den Blüten von Borretsch, Schnittlauch, Dill und mit den Blüten der Kapzinerkresse werden einfache Butterbrote, Kräuterdips oder Bratkartoffeln mit Spiegelei nicht nur aromatisch verfeinert, sondern auch noch optisch aufgewertet. Perfekt für Bohneneintöpfe oder Bohnengerichte sind die Blüten des Bohnenkrauts, aber auch die Bärlauch- und Schnittlauchblüten bringen hier Abwechslung hinein.
Für Fleischgerichte kann man ein paar Salbeiblüten verwenden. Mediterrane Speisen werden mit den Blüten von Thymian, Oregano, Rosmarin, Olivenkraut oder Majoran verschönert.
Aus vielen dieser Kräuter lassen sich auch leckere Salatdressings herstellen zum Beispiel ein mit Salbeiblüten oder Basilikumblüten aromatisierter Weißweinessig oder ein mit Thymian oder Rosmarin verfeinertes Olivenöl. Andere Blüten wiederum sind besonders gut für Tees geeignet wie Weißdornblüten, Holunderblüten oder Malvenblüten. Für einen Überraschungsmoment sorgt die Parakresse: Die Blüten kribbeln auf der Zunge, daher nennt man die Pflanze im Volksmund auch Prickelkraut – also lieber nicht zu viel davon auf den Teller streuen!
Neben den genannten Kräuterblüten gibt es noch viele weitere Pflanzen, deren Blüten essbar sind wie zum Beispiel die Blüten der Schlüsselblumen, Lavendel, Veilchen, Margeriten, Begonien, Gänseblümchen, Geranien oder der Kornblumen. Dabei sollte man bei Zierpflanzen immer vorsichtig sein, dass die Pflanzen nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. Dementsprechend kann man die Blüten nur dann unbedenklich verzehren, wenn sie bei einer Bio-Gärtnerei des Vertrauens gekauft, selbst ausgesät oder bereits einige Monate oder Jahre im eigenen Garten gepflegt wurden. Eine besondere Delikatesse sind auch die Blüten der Zucchini. Ein beliebtes italienisches Rezept sind zum Beispiel gefüllte Zucchiniblüten. Dafür werden die großen, gelben Blüten vom Blütenstempel befreit und mit einer Ricotta-Kräutercreme befüllt. Die Blüten werden anschließend geschlossen, in Mehl gerollt, in heißem Öl angebraten und frisch serviert – ein Genuss!
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