Quietschgrün und saulecker: Die Kinder der ’70er und ’80er werden sich erinnern, denn damals war er in allem, was wir geliebt haben – in der Limo, im Wassereis, im Sirup und im Wackelpudding – der Waldmeister. Irgendwann ist er dann so ein bisschen aus der Mode gekommen und wir vermuten rückblickend, dass das wohl auch damit zu tun gehabt haben dürfte, dass der Geschmack unserer Kindheit korrekterweise eher als „6-Methylcumarin“ denn als „Waldmeister“ zu bezeichnen war und also dem „Dr.Oe“-Chemiebaukasten entstammte. Hat sich damals ja kein Mensch Gedanken drüber gemacht.
Überlebt haben es die meisten trotzdem und sind jetzt so langsam im typischen „hach-ja-damals-Alter“ auf der Suche nach eben diesen Geschmäckern der Kindheit. Die Chemiker hatten es beim Waldmeister seinerzeit, zugegeben, ziemlich gut getroffen. Und das wiederum hat den Vorteil, dass wir auch mit echtem Waldmeister relativ nah an den vermeintlichen Originalgeschmack kommen können. Ein weiterer ist, dass wir uns als Erwachsene heute, wenn wir mögen, auch mal ein Gläschen Wein genehmigen dürfen. Und der dritte Vorteil ist, dass jetzt im Mai der Waldmeister Hochsaison hat und man ihn im Wald finden – oder auch ganz einfach selbst im eigenen Garten ziehen kann. Unser Waldmeister ‘Sterntaler’ zum Beispiel nimmt nicht am Wettbewerb um die begehrten Sonnenplätze im Garten teil. Eine Pflanze, die im Schatten rundum glücklich ist, ist doch eine willkommene Ausnahme. Alles in allem ist nun also der perfekte Zeitpunkt, um eine Maibowle anzusetzen.
Zunächst den Wein in ein passendes Bowlegefäß geben und den Waldmeister an den Stielen zu einem Sträußchen zusammenbinden.
Das Kraut hängt man dann „über Kopf“ in den Wein hinein, zum Beispiel an einem Kochlöffel. Wichtig ist, dass die Stielenden nicht untertauchen, sonst wird es bitter!
Je nach Geschmack kann man das jetzt eine halbe (leichtes Aroma) bis zwei Stunden (volle Dröhnung) ziehen lassen, natürlich wieder im Kühlschrank, sonst war ja alle Vorbereitung umsonst. Danach wird noch mit dem Sekt aufgegossen und fertig ist die Waldmeisterbowle. Besonders sommerlich frisch wird die Bowle, wenn man sie mit ein paar Zitronen- oder Limettenscheiben verfeinert.
Echte Profis haben am Vorabend auch noch daran gedacht, ein paar Eiswürfel herzustellen, und zwar auch aus Wein, damit nichts verwässert. Die gibt man ebenfalls in die Bowle und stellt das Ganze dann einfach zu den Gästen in den Garten, wo sich jeder selbst bedient: Auf den bevorstehenden Sommer!
Zu übermäßig sollte man – nicht nur wegen des Alkohols – aber nicht zugreifen: Das im Waldmeister enthaltene und für den Geschmack zuständige Cumarin kann zu Kopfschmerzen führen.
Einen zweiten Nachteil hat das Ganze auch und den wollen wir Ihnen ebenfalls nicht verschweigen: Die selbstgemachte Maibowle wird – bedauerlicherweise – nicht mal ansatzweise so herrlich grün wie das ganze Zeug von früher. Woran das liegt, können wir uns allerdings ebenfalls denken…
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